„Der Riss“ erzählt nicht nur eine tragische Geschichte, sondern zeigt auch die Abgründe der Menschen wunderbar auf. Dabei fehlt aber phasenweise etwas spannung. Wer mit detaillierten Beschreibungen rund um den pflegeintensiven Alltag eines Schwerbehinderten nichts anfangen kann, sollte dieses Buch doch lieber meiden.
Der Riss
Hye-Young Pyun
Roman
btb Verlag
22. April 2019
224 Seiten
18 Euro
ISBN: 978-3-442-75771-8
Inhalt
Kann das Leben einen so tiefen Riss bekommen, dass man durch ihn hinabstürzt und darin verschwindet? Ogi hat Schuld an dem Unfall, durch den seine Frau getötet wurde. Im Haus seiner Schwiegermutter vegetiert er nun schwer verletzt vor sich hin. Seine Welt schrumpft zu dem Bett, in dem er liegt. Im Inneren halten beunruhigende Gedanken an seine Frau ihn gefangen. Draußen verwandelt sich ihr üppiger Garten in einen welken Orten, entstellt von dunklen Löchern, die die Schwiegermutter wie besessen gräbt. Was verbirgt sich hinter der unheimlichen Obsession für den Garten? Ein so kafkaesker wie hypnotisierender Roman von den verstörenden Rissen, die Einsamkeit, Schuld und Entwurzelung im Leben hinterlassen können.
Meine Meinung
Ein schwerer Unfall verändert das Leben von Ogi komplett. Er ist von nun an schwer behindert, seine Frau ist tot und er muss von seiner Schwiegermutter gepflegt werden. Diese legt aber ein verdächtiges und etwas unheimliches Verhalten an den Tag. Mit der Zeit erfahren wir mehr über Ogi und wie es zu dem Unfall kommen konnte und mehrere Fäden laufen zu einem spannenden Ende zusammen. Man muss sich aber auch ein wenig für dieses Thema interessieren um am Ball bleiben zu können. Das Beschreiben von Ogis Pflegealltag und seine Gedankengänge sind teilweise etwas fad. Trotzdem hat mir das Buch gefallen, es hat eine interessante und eigenwillige Schreibweise und lässt einen immer miträtseln. Ich hätte mir aber eine andere Auflösung am Ende gewünscht und gerne gewusst, was in der Schwiegermutter vorgeht. Leider empfang ich auch den englischen Titel „The Hole“ so viel passender als die deutsche Version… Der Begriff Hole steht wohl auch mit einem koreanischen Wort in Zusammenhang, das soviel wie „Einsamkeit“ bedeuten soll, was auch super zur Handlung passt. Auf Englisch ist die Symbolik in Verbindung mit der Handlung einfach viel größer, ich liebe Bücher bei denen man erst am Ende den Titel des Buches wirklich versteht. Das funktioniert auf deutsch leider nicht so gut.
3/5 Sterne
*Vielen Dank an den btb Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar*