Leseziel: Muss ich mir eins setzen?

TBRs, SuBs oder die Goodreads Reading Challenge: Die Bookstagram Community ist überschwemmt mit Lesezielen und Challenges. Wer liest am meisten oder am schnellsten? Wer nach Lesen-Motivation sucht findet diese in diesen Bücherstapeln. Doch ein Leseziel kann auch den Spaß an der Sache verderben.

Ziele setzen, die man nicht erreichen kann

7 Bücher in 7 Tagen. Das war die letzte Challenge, an der ich teilgenommen habe. Und obwohl ich mir viel Mühe gegeben habe, kam das Leben dazwischen: Ich schaffte nur sechs Bücher, und auch nur sehr dünne. Ich hatte im Voraus angekündigt, welche Bücher ich lesen wollte und hatte das Gefühl, meine Follower*innen um ihre Rezensionen gebracht zu haben.

TBR bedeutet nicht, dass ich diese Bücher auch lesen

Viele Buchblogger*innen posten zu Beginn des Monats ein Foto von einem Stapel Bücher. Diese Stapel sind dann der TBR (to be read) für den kommenden Monat. Ich selber teile diese Fotos auch gerne und hole mir in den Kommentaren gerne Empfehlungen ein, welche Bücher von meiner Community schon gelesen wurden und besonders gut sind. Doch wenn ich am Ende des Monats meinen Lesemonat präsentiere, dann liegen da oftmals ganz andere Bücher. Ich bekomme es eigentlich nie hin, mich an meinen TBR zu halten. Geht es euch auch so?

Kein Spaß mehr an Büchern

Warum also setzten wir uns dann solche Leseziele? Eigentlich doch nur, um andere zu inspirieren, oder? Für mich selber brauche ich diesen Bücherstapel eigentlich nicht. Sich strikt daran zu halten macht einfach keinen Spaß und kann den Spaß am Lesen ganz schön dämpfen, wenn man nur noch Thriller auf der Liste hat, aber gerade mehr in Stimmung für ein New Adult Buch ist. Bestes Beispiel aktuell: Ich habe im November total Lust auf Thriller gehabt – zwei Monate später sind es eher News Adult Romane, die mich ansprechen. Solche extremen „Leseschwankungen“ erreichen mich auch gerne mal mitten im Monat. Mit der Folge, dass mich Ende des Monats mein TBR Stapel gar nicht mehr anspricht (und manche Bücher darauf danach monatelang subben).

Es geht auch ohne Leseziele!

Deshalb gibt es einige Blogger*innen, die sich gar nicht erst einen TBR oder andere Leseziele setzen. Sie lassen alles auf sich zukommen – lesen einen Monat mal 10 Bücher, in einen anderen Monat vielleicht nur 2 oder gar nichts. Der Spaß am Lesen ist ihnen am wichtigsten. Für mich hingegen wurde das Lesen zwischenzeitlich zur Pflicht. 2021 habe ich deshalb einfaden gesamten Herbst über nichts gelesen. Dann kam die Leselust langsam wieder und jetzt ist sie wieder voll da! In zwei Wochen habe ich immerhin schon vier Bücher gelesen, und das nach monatelanger Lesestille.

Meine Konsequenz

Daraus gelernt habe ich, dass ich meine Anzahl an Büchern stark nach unten korrigieren möchte. 2019 nahm ich mir vor, 80 Bücher zu lesen. Im Laufe des Jahres korrigierte ich dieses Ziel nach oben auf 120 und schließlich las ich 130 Bücher. Immer wieder bekam ich Lob und Bewunderung für diese Zahl, viele fragten mich, wie ich es denn schaffe, so viel zu lesen. Mein Blogpost „Wie du es schaffst, 100 Bücher im Jahr zu lesen“ ist sogar einer der erfolgreichsten hier auf meinem Blog. Dann jedoch wurde mein Leseziel immer geringer und passte sich auch meinen Lebensumständen an. Ich musste lernen, das ich als Berufstätige mit einer 40-Stunden-Woche einfach keine 130 Bücher lesen kann, ohne das andere Lebensbereiche darunter leiden müssen. Mein Leseziel ist geschrumpft: 2020 waren es 60 Bücher, 2021 nur noch 52 Stück und jetzt sind es 30. Und damit fühle ich mich bisher am wohlsten.

Die letzten Jahre habe ich mich im Januar immer unter Druck gesetzt gefühlt, wenn andere ihre Leseziele teilten: Ich las Ziele wie 80, 100 oder sogar 200 Bücher. Dagegen wirken meine 30 Exemplare etwas traurig – oder?

Ich lesen trotzdem viel. Aber ohne Druck.

Ich nehme mir mehr Zeit zum Lesen. An manchen Tagen, wenn mich die Leselust überkommt, verschlinge ich noch immer 400 Seiten an einem Tag. Aber ich kann jetzt auch tagelang nichts lesen ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Und so kam der Spaß am Lesen wieder. Der nächste Schritt für mich zu weniger Druck als Buchblogger*in: Ich frage keine Rezensionsexemplare mehr an, greife eher zu alten Büchern von meinem SuB. Und ich entdecke so neue Schätze. Ein geringes Leseziel hat mir gut getan. Vielleicht verzichte ich nächstes Jahr komplett darauf.

Also wenn es euch manchmal wie mir geht und ihr das Gefühlt bekommt, lesen zu MÜSSEN, dann ist es an der Zeit, euch von diesem Zwang loszulösen.

Leseziele sind für viele Menschen eine Motivation und helfen ihnen, am Ball zu bleiben. Für andere können sie aber auch eine echte Qual und Stressquelle sein. Setzten euch Leseziele unter Druck, dann könnt ihr gut darauf verzichten. Auch Blogger ohne TBR und Jahresziel sind guter Blogger. 😉

3 Kommentare zu „Leseziel: Muss ich mir eins setzen?

  1. Sehr schöner Post, in dem ich mich sehr wiederfinde!
    Ich habe mir seit bestimmt 2 Jahren keine bestimmten Bücher monatlich vorgenommen. Anfang 2020 habe ich damit wieder angefangen und bin bisher sehr zufrieden – ich liebe Listen einfach. Da ich aber genug Platz für spontane Bücher haben möchte, nehme ich mir nie mehr als 3 bestimmte Bücher vor, obwohl ich monatlich deutlich mehr lese. Meistens plane ich Bücher, auf die ich gerade Lust habe und kann meine Leseplanung schon nach wenigen tagen als erledigt abhaken 😀
    Häufig helfen solche Planungen mir dabei, SuB-Leichen oder längst vergessene Bücherregal-Schätze zu lesen 🙂

    Aber ich kann dir zustimmen – vor wenigen Jahren habe ich mich mit solchen Planungen selbst stets unter Druck gesetzt.

    Was aber seit 2014 immer gleich geblieben ist: ich nehme mir 100 Bücher für das Jahr vor. Da war ich schon mit 150 Büchern deutlich drüber, im letzten Jahre mit 93 knapp drunter. Da sehe ich aber gerne drüber hinweg und starte jedes Jahr wieder ganz optimistisch 😀

    Liebst, Lara.

    Gefällt 1 Person

  2. Sehr schöner Beitrag 🙂 Ich persönlich setze mir zwar immer Leseziele, teile sie allerdings kaum mit anderen und schaue nur ein paar Mal im Jahr, ob ich überhaupt auf einem guten Weg bin. Sprich eigentlich merke ich immer am Ende eines Jahres, ob es reicht. Bisher hat es immer gereicht, was aber auch daran liegt, dass ich die Ziele immer möglichst realistisch stecken möchte.

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