Dieses Gerichtsdrama behandelte mehr Themen, als nur einen Mord. Angie Kim schafft es, auf wenigen Seiten viele wichtige Dinge anzusprechen. Leider fehlt ihr deshalb aber auch der rote Faden im (Hör-)buch.
Miracle Creek
Angie Kim
Hörbuch
16. März 2020
Gekürzte Lesung
Gelesen von Nora Waldstätten
Laufzeit: ca. 856 Minuten
Inhalt
In der Kleinstadt Miracle Creek geht eine Scheune, die zur Therapiezwecken eingesetzt wurde, in Flammen auf. Zwei Menschen sterben – Kitt, die eine Familie mit fünf Kindern zurücklässt, und Henry, ein achtjähriger autistischer Junge. Im Prozess wegen Brandstiftung und Mord sitzt Henrys Mutter Elizabeth auf der Anklagebank. Hat sie ihren eigenen Sohn ermordet? Die Beweise sind erdrückend. Doch während des Prozesses wird klar: In Miracle Creek hat jeder etwas zu verbergen …
Meine Meinung
Ein großes Thema diese Romans ist nicht nur die Verhandlung über die Schuldfrage dieser Tat, sondern auch Autismus. Als jemand, der bisher wenige Berührungspunkte mit diesem Thema hatte, war das sehr informativ und interessant. In vielen verschiedenen Situationen dieser Geschichte wurde Wissen über Autismus mit eingewebt und somit ist diese Geschichte eben mehr als nur eine Geschichte. Sie vermittelt Wissen und eine Botschaft. Die eigentliche Geschichte von Intrigen und Lügen empfand ich als eher durchschnittlich und langweilig. Geschichten mit ähnlichen Konstrukten liest man zuhauf, das besondere sind die Umstände der Tat, die hier verhandelt wird. Man ahnt also schon schnell, dass hier etwas faul ist und beginnt seine eigenen Theorien zu entwickeln. Dennoch driftet man beim Hören gerne mal ab (was ehrlich gesagt in meinem Fall an der Stimme der Vorleserin lag, da ich ihre Lese-Stimme als sehr monoton und träge empfand). Selbst wenn man mehrere Minuten abgedriftet ist, konnte man der Geschichte noch immer folgen und hat nur wenig verpasst. Wie man das jetzt bewerten möchte, kann sich jeder selbst aussuchen. Ich fand es eher ermüdend.
Für mich hatte das Autismus-Thema großes Potenzial in dieser Geschichte, es wird jedoch nicht ganz klar, ob dies auch wirklich der Schwerpunkt des Buches sein soll. Es wirkt ein bisschen, als hätte die Autorin einen Krimi schreiben wollen und der Autismus-Anteil ist etwas zu groß geworden. Ein roter Faden ist nicht wirklich erkennbar. So ist dieses (Hör-)buch weder Fisch noch Fleisch geworden und es lässt einen mit einem unbefriedigten Gefühl zurück.
Nichtsdestotrotz gefiel mir der Erzählstil der Autorin echt gut und es gab einige Stellen, die dann doch sehr spannend und emotional waren. Die angesprochenen Themen wie Autismus, Rassismus und auch das „Tiger Paranting“ waren interessant und passend gewählt. Nicht so gut gelungen ist die Charakterisierung der Protagonisten, es fiel mir schwer, Sympathien aufzubauen oder Handlungen nachzuvollziehen. Dafür überzeugt „Miracle Creek“ mit einer intensiven Recherche und lehrreichen Inhalten. Ich habe allerdings schon bessere Gerichtsdramen gelesen/gehört.
3/5 Sterne
*Vielen Dank an das Bloggerportal und Randomhouse Audio für das Rezensionsexemplar*