Triggerwarnungen in Büchern – notwendig oder übertrieben?

Sogenannte Triggerwarnungen sind Hinweise vor dem eigentlichen Inhalt von Büchern, die auf sensible und potenziell gefährdende Inhalte hinweisen. Sie sagen Leser*innen klar und deutlich: Achtung, Triggergefahr! Ein einfacher Hinweis auf Themen wie Gewalt, Missbrauch, Blut etc. kann Betroffene vor unangenehmen Überraschungen beim Lesen schützen. Einige Verlage haben Triggerhinweise in ihren Büchern bereits fest etabliert. Andere verzichten darauf oder packen die Hinweise erst an das Ende des Buches (wo sie kaum jemand sieht, oder eben erst zu spät sieht.) Denn: Triggerwarnungen enthalten oft auch extreme Spoiler. Und aus psychologischer Sicht gibt es sogar Punkte, die gegen sie sprechen. Was sind also die Vor- und Nachteile von Triggerwarnungen in Büchern?

Pro: Schutz vor Flashbacks

Für viele Leser*innen sind Triggernotes ein notwendiger Hinweis. Auch wenn nicht jede Person eine Warnung benötigt, so kann diese dennoch Betroffene vor unangenehmen oder sogar traumatisierenden Flashbacks schützen. Der Begriff Trigger bezeichnet übrigens Auslösereize. Trauma­tische Erlebnisse werden vom Gehirn fragmentiert gespeichert, der Mensch hat keinen kontrollierten Zugriff mehr darauf und verdrängt diese Erinnerungen quasi zum Selbstschutz. Auslösereize (Trigger) können traumatische Gefühle und Erinnerungen aber wieder hervor­rufen. Es kommt zur „Überflutung“, zum Flashback, und somit zu einer unnötigen Überlastung der Personen. Um eben solche Flashbacks zu verhindern, kann eine Warnung zu Beginn des Buches hilfreich sein.

Contra: Traumas müssen verarbeitet werden

Doch Expert*innen sprechen sich nicht immer für den Einsatz von Triggerwarnungen in der Literatur aus. Reizauslöser sind so individuell wie die Menschen: Jede Person reagiert anders auf gewisse Dinge und so kann man nie alle möglichen Trigger im Voraus ansprechen. Außerdem sollen Betroffene auf lange Sicht auch lernen im Alltag mit Triggerauslösern immer besser zurecht zu kommen. Das Meiden von triggernden Inhalten ist hier also eher kontraproduktiv.

Hinweis: Aktuell leiden viele Betroffene darunter, dass der Begriff "Trigger" stark verharmlost wird. Es hat sich eingebürgert, dass vielen junge Menschen vom Triggern sprechen, wenn etwas sie stört oder nervt. Dabei handelt es sich doch eigentlich um eine ernste Thematik, die so aber verharmlost wird. 
Symbolbild Triggerwarnungen in Büchern: Schriftzug No more Fear

Pro: Bedürfnisse Betroffener werden erst genommen

Für Betroffene sind Triggerwarnungen die einzige Möglichkeit, sich vor den Flashbacks besser zu schützen. Die einfachen Hinweise helfen ihnen dabei, dass sie beim Lesen nicht „kalt erwischt“ werden und ein eine Panikattacke rutschen. Sie können sich sicherer und freier um Buchkosmos bewegen. Auch wenn ein Großteil der Leser*innen diese Warnungen nicht braucht, hilft es dennoch einer Gruppe von Betroffenen weiter. Ähnlich wie bei Allergiehinweisen: Nicht jeder braucht sie, aber alle, die sie brauche, sind dankbar dafür. Dabei muss nicht immer gleich alles perfekt gemacht werden, denn wir stehen schließlich noch ganz am Anfang dieser Entwicklung. Autor*innen und Verlage werden jetzt mit Sicherheit noch nicht ganz so erprobt darin sein, wie sie es in einigen Jahren dann sein werden. Wenn man darauf Rücksicht nimmt und nicht jede Person, die etwas bei einer Triggerwarnung falsch gemacht hat, angeht, dann können wir die Bücherwelt ein Stück sicherer machen und einen angst- und barrierefreien Zugang zur Literatur ermöglichen.

Contra: Gezielte Suche nach Triggern

Für Verlage bietet sich die Option, dass Käufer*innen Bücher schon direkt nach Triggern filtern können. So werden ihnen möglicherweise problematische Bücher gar nicht erst vorgeschlagen. Gleichzeitig kann dies aber auch genau das Gegenteil fördern: Es ist durchaus möglich, dass Menschen bewusst nach Triggern wie z.B. sexueller Gewalt suchen und bewusst diese Inhalte konsumieren. So etwas möchten die Verlage natürlich auch nicht fördern.

Mein Fazit

Wenn euch Triggerwarnungen vielleicht unnötig vorkommen, so versucht euch einmal in die Lage von Betroffenen zu versetzen. Diese kann eine kleine Notiz dazu bringen, wieder mit mehr Freude zu neuen Büchern zu greifen. Lasst uns gemeinsam die Bücherwelt zu einem sicheren Ort machen, indem wir Triggerwarnungen nicht nur akzeptieren, sondern sie auch fördern. Wer sie nicht lesen möchte, der muss das schließlich auch nicht tun. Und ja, es gibt Nachteile. Aber gibt es diese nicht bei fast allen Dingen? Ich für meinen Teil finde, dass die Vorteile von Triggerwarnungen überwiegen. Was meint ihr?

Quellen:
Buchreport.de: https://www.buchreport.de/news/warnung-im-buch-achtung-triggergefahr/
Autorenwelt.de: https://www.autorenwelt.de/blog/federwelt/triggerwarnungen

Ein Kommentar zu „Triggerwarnungen in Büchern – notwendig oder übertrieben?

  1. Erst einmal vielen Dank für den tollen Beitrag! Dass man Triggerwarnungen auch für negative Zwecke verwenden kann, war mir noch gar nicht bewusst!😮

    Auch wenn ich es vor einem Jahr noch nicht so gesehen hätte, bin ich mittlerweile unglaublich dankbar für Verlage, die Triggerwarnungen ernst nehmen. Ich persönlich kann und möchte nicht über Themen wie Krebs/Tod in der Familie lesen, ohne dass meine Angststörung mir zu schaffen macht.
    Klar, dass man nicht in jedem Thriller oder Krimi auf sämtliche Trigger wie Gewalt oder Tod hinweisen kann, aber dass man in diesem Genre auf ebendiese Dinge trifft, ist den meisten Leser*innen sicherlich bewusst. Aber gerade im New Adult-Bereich, in dem Missbrauch, Gewalt, Tod, etc. oft als Plottwist verwendet und dabei stark beschrieben werden, beispielsweise bei Büchern von Brittainy C. Cherry, finde ich eine Triggerwarnung durchaus sinnvoll und notwendig. Besonders gut macht das meiner Meinung nach der LYX-Verlag, der gleich auf der ersten Seite auf eine Triggerwarnung am Ende des Buches hinweist. So kann jede*r selbst entscheiden, ob man diese lesen möchte. Ich finde das eine gute Lösung für beide Parteien, diejenigen, die auf Triggerwarnungen angewiesen sind, und für diejenigen, die fürchten, durch eine solche Warnung gespoilert zu werden.

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