Alle Jahre wieder fiebere ich dem neuen Buch von Stephen King entgegen und wie in jedem Jahr war es auch diesmal wieder ein Fest. Einen kleinen Unterschied gab es diesmal aber: Fairy Tale ist kein typisches Buch von King, es ist unerwartet harmonisch und nicht ganz so verstörend und angsteinflößend.- zumindest nicht auf den ersten Blick.
Fairy Tale
Stephen King
Thriller (mit viel Fantasy)
Heyne Verlag
14.09.2022
880 Seiten
ISBN: 978-3453273993
Darum geht’s
Der siebzehnjährige Charlie Reade hat kein leichtes Leben. Seine Mutter starb, als er sieben war, und sein Vater ist dem Alkohol verfallen. Eines Tages offenbart ihm der von allen gemiedene mysteriöse Nachbar auf dem Sterbebett ein Geheimnis, das Charlie schließlich auf eine abenteuerliche Reise in eine andere, fremde Welt führt. Dort treiben mächtige Kreaturen ihr Unwesen. Die unterdrückten Einwohner sehen in Charlie ihren Retter. Aber dazu muss er erst die Prinzessin, die rechtmäßige Gebieterin des fantastischen Märchenreichs, von ihrem grausamen Leiden befreien.
Meine Meinung
Fairy Tale bricht ein wenig mit den letzten Bücher von Stephen King, die wie sonst auch oft mehr dem Genre Thriller oder Horror zu verbuchen waren. Dieses Mal wagt sich King wieder in ein anderes, aber ihm auch wohl bekanntes Genre zurück: Fantasy. Dabei widmet er sich den klassischen Märchen, wie wir sie aus unserer Kindheit alle kennen, aber nicht der Disney-Version, sondern der grausamen Origialversion der Gebrüder Grimm oder vieler anderer Märchenerzähler. Ähnlich grausam und ungesühnt gestaltet sich dann auch die Erzählweise seines Märchens, das den 17-jährigen Charlie Reade als Protagonisten einführt. Charlie ist ein sympathischer Junge, der scheinbar immer das Richtige tut, aber seine Vergangenheit ist dunkel und auch von vielen Fehlern geprägt – authentisch eben und eigentlich so gar nicht märchenhaft. Die weitere Handlung erinnert entfernt an Alice im Wunderland, denn auch Charlie begibt sich nach einer langen, aber definitiv notwendigen, Vorgeschichte in die Anderswelt, die einige Parallelen zum Wunderland aufweist. Allein die erste Hälfte mit Charlie Vorgeschichte wäre ein wundervolles Buch für sich gewesen. Es gibt hier noch recht wenig fantastische Elemente, aber einige Rätsel und Fragen. Charlie Beziehung zum alten und grantigen Mr. Bowditch war sehr berührend und auch gewohnt düster im Humors ganz wie ich es von King erwartet hätte. Obwohl dieser Teil rund 400 Seiten umfasst wird es nie langweilig und jedes kleine Detail ist notwendig und relevant, wie immer meisterhaft durchdacht. Als Charlie dann in die Anderswelt eintritt, herrscht erstmals etwas Verwirrung, da diese neue Welt sehr durcheinander und verworren wirkt. Doch nach und nach lichtet sich dieser Schleier und mit jedem Gespräch und jedem Erlebnis von Charlie wird alles klarer. Es macht unglaublich viel Spaß mit dem Protagonisten zusammen diese fremde Welt zu erkunden und man fühlt sich, als wäre man wirklich mit dabei. Auch hier waren die vielen kleinen Details wieder sehr faszinierend und es ist unglaubliche was dieser Mann hier alles in so kurzer Zeit geschaffen hat. Jedes Jahr ein neues Buch, und trotzdem ist jedes Werk so ausgearbeitet – ich liebe es. Das Ende ist dann auch noch voller Spannung und Action! Fairy Tale hat mich nichts vermissen lassen und die ganzen 880 Seiten lasen sich wie im Flug. Wieder mal ein Volltreffer, Herr King.
5/5 Sterne
*Vielen Dank an den Heyne Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar*