Im vergangenen Jahr haben die Forderungen nach einer Zensur von Büchern in den USA einen alarmierenden Rekordstand erreicht. Laut einem Bericht der US-Bibliotheksgesellschaft wurden 1269 offizielle Anträge gestellt, um ein oder mehrere Bücher zu zensieren. Dies sind fast doppelt so viele Anträge wie im Vorjahr (729) und der höchste Stand seit Beginn der Erhebung vor 20 Jahren. Das Schlimmste dabei: Der Großteil der Zensur-Anfragen richtet sich gegen Bücher über LGBTQ+ oder Minderheiten-Themen.
Insgesamt waren 2571 Bücher von den Anträgen betroffen. Besonders alarmierend ist dabei, dass 86 Prozent dieser Bücher Kinder- oder Jugendliteratur sind. Zudem sind 58 Prozent der betroffenen Bücher für den Unterricht vorgesehen oder an Schulen erhältlich. Bücherverbote und Zensur gibt es laut PEN America im ganzen Land, aber eine große Vorreiterrolle nehme Texas dabei ein. Die ALA sieht hinter den vielen Verboten vor allem konservative Gruppierungen. Die Aktionen konzentrierten sich besonders auf Jugendbücher, in denen es um ethnische Herkunft und sexuelle Identität geht.
Rassismuskritik, LGBTQ+ und Co. sind unterwünscht
Zu den verbotenen Büchern zählen u.a. der Roman „The Bluest Eyes“ von Toni Morrison (eine Literaturnobelpreisträgerin) aus dem Jahr 1970 und der Jugendroman „The Hate U Give“ von Angie Thomas. Letzteres Buch handelt von einem rassistisch motivierten Übergriff durch Polizisten und zeigt, wie ein junges Mädchen die Macht ihrer Stimme entdeckt. Auch das Sachbuch „Queer, There, & Everywhere“ von Sarah Prager, das die Geschichte der LGBTQ-Bewegung für junge Leser erzählt, ist betroffen.
Diese Entwicklung ist ein Angriff auf die Meinungsfreiheit und ein Versuch, den Zugang zu wichtigen Büchern und Informationen einzuschränken. Bücher sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Kultur und tragen dazu bei, dass wir uns in unserer Gesellschaft weiterentwickeln. Die Zensur von Büchern über Themen, die von Minderheiten betroffen sind, ist ein Schlag ins Gesicht für diejenigen, die um Gleichberechtigung und Akzeptanz kämpfen.
Alles “unangemessen“: Warum entscheidet das die Regierung?
Ein Argument, das oft für Bücherzensur vorgebracht wird, ist der Schutz von Kindern vor Inhalten, die als “unangemessen“ oder “beleidigend“ empfunden werden könnten. Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass Eltern die Verantwortung haben, zu entscheiden, was ihre Kinder lesen dürfen, und dass es nicht die Aufgabe von Regierungen oder anderen Organisationen ist, diese Entscheidungen für sie zu treffen!
Bücherzensur betrifft außerdem in der Regel nicht nur einzelne Bücher, sondern oft eine breite Palette von Büchern, die als unangemessen oder kontrovers eingestuft werden. Dies kann dazu führen, dass wertvolle Werke der Literatur und kulturelle Beiträge verboten werden, die eine wichtige Rolle in unserer Geschichte und Gesellschaft spielen.
Es ist an der Zeit, sich zu wehren
Es ist wichtig, dass wir uns gegen diese Form der Zensur zur Wehr setzen und uns dafür einsetzen, dass jeder Mensch das Recht hat, frei zu denken und zu lesen, was er oder sie will. Wir sollten uns für eine offene Gesellschaft einsetzen, in der alle Stimmen gehört werden und niemand aufgrund seiner Identität diskriminiert wird. So können wir sicherstellen, dass Bücher weiterhin eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft spielen und dazu beitragen, dass wir uns als Menschen weiterentwickeln. Was können wir hier in Deutschland tun? Wir können unterstützen, indem wir Kritik äußern und ihre Stimmen verstärken. Wir können die benötigte Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema lenken!
Quellen:
ntv: https://www.n-tv.de/der_tag/Forderung-nach-Buecherzensur-in-USA-waechst-article24008442.html
Bayrischer Rundfunk: https://www.br.de/nachrichten/kultur/pen-america-buch-zensur-an-us-schulen-nimmt-zu,THvVorf